Hochgeladen am 30. Apr 2024 11:03
Jügler, Matthias - Maifliegenzeit
Genre: Roman
Kategorie: Ebooks
Unterkategorie: Allgemein
Sprache:
Größe: 36 MB
Format: EPUB
Passwort: ohne Passwort
Lieber Matthias, in Deinem neuen Roman „Maifliegenzeit“ geht es unter anderem um vorgetäuschten Kindstod in der ehemaligen DDR. Wie hast Du für dieses Buch recherchiert? Wie auch schon in meinem Roman „Die Verlassenen“ basiert „Maifliegenzeit“ auf einer wahren Geschichte. Ich habe im Vorfeld mit sechs Frauen lange gesprochen. Diese Frauen haben mir ihre Geschichten erzählt, von ihren Zweifeln, dass ihre Babys tatsächlich in der DDR gestorben sind. Und sie suchen bis heute nach ihnen. Vielen ist vermutlich „Zwangsadoption“ ein Begriff. In diesen Fällen war es zumeist so, dass jemand erfolglos versucht hatte, aus der DDR zu fliehen. Während diese Menschen dann im Gefängnis saßen, wurden ihre Kinder oft zwangsadoptiert – kamen in andere Familien und waren weg, meist für immer. Bei vorgetäuschtem Kindstod in der DDR jedoch trifft das nicht zu. Die Frauen, mit denen ich gesprochen habe, waren nicht politisch, hegten keinen Groll gegen das System. Es konnte sozusagen jeden treffen. Eine Geschichte, die von Karin aus Sachsen-Anhalt, hat mich besonders berührt – sie ist die Grundlage für „Maifliegenzeit“. Hans, der „bestohlene“ Vater Deines Romans, findet einen gewissen Lebenstrost im Angeln. Du bist selbst passionierter Angler. Worin liegt für Dich der Reiz des Angelns? Ich wünschte, ich könnte den Reiz des Angelns erklären, also so, dass es für jeden verständlich wird. Aber warum ich bei Minusgraden acht, neun Stunden auf einem Boot sitze und versuche, Fische zu fangen – das ist wirklich nicht leicht zu erklären! Dazu gehört schon eine Menge Starrsinn und Dickköpfigkeit … Und ja: Trost ist ein gutes Stichwort. Zu wissen, dass ich etwas habe, was mich ganz und gar erfüllt, egal welche Widrigkeiten das Leben bereithält, das ist einfach großartig. Ist das Unstruttal, in dem der Roman spielt, ein besonders ergiebiges Revier? Als Kind und später Jugendlicher war ich Wochenende für Wochenende an der Unstrut, um dort mit meinem Onkel zu angeln. Er fing reihenweise armdicke Aale, während sich für meine Würmer beim Nachtangeln nur mickrige Friedfische interessierten. Der Bestand an Fischen in der Unstrut ist nicht besser oder schlechter als an anderen Flüssen in Deutschland – es gibt über 20 Fischarten in der Unstrut! –, für mich ist das aber dennoch ein so besonders „ergiebiges Revier“, weil ich so viele Erinnerungen daran habe. Du hast in einem Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung von den harschen Reaktionen auf Deinen letzten Roman „Die Verlassenen“ berichtet. Als fast schon „Nachgeborener“, der das System nicht selbst erlebt hat - Du bist Jahrgang 1984 -, hat man Dir die Kritik an der DDR besonders übel genommen. Warum schreibst Du nun wieder über die DDR? Dieser Stoff scheint mir ganz einfach der drängendste zu sein. Ich lebe in Leipzig und um mich herum gibt es ja so viele, die noch heute mit den Nachwirkungen der SED-Diktatur zu kämpfen haben. Zu wissen, dass das, worüber ich schreibe, viele Menschen angeht, dass es relevant ist für sie – das gibt mir auf eine gewisse Art und Weise auch Kraft. Darf aus Deiner Sicht auch jemand über die DDR schreiben, der dort nie gelebt hat? Das kann ich ganz knapp beantworten: Ja, sicher!
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